Der Weg ist das Ziel - Reise nach Georgien

Written by Franz Weninger on the 28th of June 2019

Nach meinen ersten Weinen von Joško Gravner war meine Lust geweckt, mir die "Wiege des Weins", Georgien, näher anzusehen. Im Sommer 2006 war es dann endlich so weit. Wir fuhren mit ein paar Umwegen nach Georgien. Im Land Rover Defender mit Dachzelt ging es los.

Um mich vorzubereiten hielt ich Kontakt mit einigen Journalisten. Diese halfen mir, Kontakte zu Winzern in Georgien zu bekommen.

Das Land war wunderbar. Egal, wo wir campten, im Flussbett oder hoch im Kaukasus, die Menschen begegneten uns mit Herzlichkeit, waren sehr hilfsbereit, neugierig und brachten uns Speis und Trank.

Doch als wir endlich das Zentrum des georgischen Weinbaus, Kachetien, erreichten und wir die Winzer besuchten, waren wir sehr enttäuscht. Nur ein Winzer, den wir trafen, Giorgi Dakishvili, begann in seinem kleinen Weingut Vinoterra den Ausbau in Amphoren zu probieren. Und selbst er, geschult im Einsatz westlicher Önologie, setzte damals auch Barriques in seinem Keller ein. Die großen Kellereien, die für den russischen Markt produzierten, sahen jenen in Moldawien zum Verwechseln ähnlich. Vom handwerklich tradtionellen Wein aus der Amphore war 2006 nichts zu finden. Wir waren gespannt auf das Kloster Alawerdi und hofften, dass wir hier die Tradition des georgischen Weins finden würden, der im Schutz der Klostermauern überleben konnte. Aber wir mussten festellen, dass auch hier keine Amphoren verwendet wurden, jedoch zumindest gerade mit Ausgrabungen von Amphoren begonnen wurde.

Etwas enttäuscht zogen wir davon. Wie gesagt, das Land und die Menschen waren gut zu uns, von traditonellem Essen lernten wir viel, von traditonellem Weinmachen leider nichts. Erst als ich 2018 das Buch von Simon Woolf "Amber Revolution" las, wurde mir klar, dass die Verwendung von Amphoren schon lange vor dem Kommunismus verschwunden war. Durch die deutschen Siedler, die den georgischen Weinbau ab dem 18. Jhdt. reformierten, waren um 1912 fast alle Amphoren entsorgt. Eine ähnliche Geschichte wie in Ungarn, denn auch hier reformierten die Deutschen den Weinbau vor über 300 Jahren.

Heimgekommen ins Burgenland ließ mich Gravners Idee trotzdem nicht los, auch wenn kein traditioneller Weinbau in Georgien überlebt hatte. Besessen von der Idee, dass Wein sich selbst entwickelt und auch stabilisiert, suchte ich einen Keramiker, der mir Amphoren herstellen konnte und wurde im nahen Stoob fündig. So begannen mit der Ernte 2006 meine Vergärungen in Amphore und Beton.
Meine Erfahrungen seither haben mich darin bestärkt, dass dem Wein ein Wunder innewohnt.

Das Wunder, dass sich durch das Verderben von Trauben ein neues Produkt transformiert, welches sich selbst stabilisiert, und als Weinbauer gilt es an diesem Wunder zu arbeiten. Tag für Tag.

Mehr zum Thema: Artikel von Nina Wessely über Amphoren aus dem Burgenland

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